Tragen mit dem Gesicht nach vorne

Ganz oft werde ich in der Beratung gefragt, ob dies denn möglich ist und warum es da so unterschiedliche Meinungen zu gibt. Dies erkläre ich dir im folgenden Beitrag.

Das Tragen des Babys vor dem Bauch mit dem Gesicht nach vorne, sieht man in anderen Kulturen viel häufiger. Im traditionellem Tragen ist es eher das Tragen auf dem Rücken oder auf der Hüfte. Was sind die Gründe dafür und dagegen ?

Gründe gegen das Tragen nach vorne:

  • Anhock Spreiz Haltung ist für eine gesunde Entwicklung der Hüfte wichtig und dies bedeutet, das dein Kind mit den Kniekehlen auf Höhe des Bauchnabels sitzt und die Beine zwischen 90-110° vom Körper abgespreizt sind. Dies wird auch oft als M-Postition bezeichnet.
  • Die Wirbelsäule ist bei der Anhockung leicht gerundet und sollte optimal gestützt werden.
  • Körperform deines Babys ist wie ein C, sodass es sich lieber an dich kuschelt als von dir weg ist.
  • Reizüberflutung ist ein ganz wichtiger Punkt beim Tragen oder auch im Kinderwagen. Manchmal ist es einfach zu viel und kann dein Kind dich sehen, kann es die Reize besser verarbeiten oder auch durch den großen Körperkontakt besser spüren, wie es Dir geht und sich dem anpassen.

Gründe für das Tragen nach vorne:

  • Mein Kind möchte etwas sehen und streckt immer den Kopf aus der Trage.
  • Ich stärke mein Kind lieber den Rücken anstatt es ganz dicht vor mir zu haben.
  • Mein Kind ist unzufrieden in anderen Positionen am Körper.

Ihr seht schon die Gründe dafür und dagegen sind sehr unetrschiedlich. Dagegen sprechen eher körperliche Konstitutionen und unsere Haltung. Dafür eher ein Verhalten und Unsicherheiten. Dein Baby kann in den ersten Monaten noch garnicht so viel sehen also klar und deutlich. Es sind eher Lichter und helle Punkte, die seine Aufmerksamkeit erwecken. Vielleicht streckt sich dein Kind auch, weil die Haltung in der Trage nicht dem entspricht, was es mag oder es einfach ein anderes Bedürfnis hat. Es kann viele Gründe geben und das Tragen nach vorne lenkt jedoch wieder davon ab, weil eine Reizüberflutung eher vergleichbar mit einer Party ist auf der wir gehen, obwohl wir eigentlich k.o. sind und der Tag anstrengend war, aber wir denken das hilft uns abzuschalten.

Meine Alternativen und Ideen dazu:

  • Manchmal ist hohes Rückentragen oder Tragen auf der Hüfte eine Möglichkeit, denn gerade wenn Kinder wach sind, ist das Tragen vor dem Bauch sehr langweilig. Macht da doch einen Unterschied, was ihr gerade macht oder ob das Kind wach oder müde ist. Auch sehr kleine Kinder können auf dem Rücken getragen werden.
  • Gerade das Tragen auf der Hüfte ist viel kommunikativer. Mit dem Kind sprechen, erzählen oder singen haben ich selber viel gemacht. Dabei entspannst Du dich und dadurch automatisch auch dein Baby.
  • Dinge zeigen also z.B. Züge, interessante Fahrzeuge oder Baustellen waren bei uns immer der Hit oder auch Tiere auf der Straße.
  • Ich habe mich auch oft zur Seite gedreht, wenn ich mit jemanden geredet habe, sodass mein Baby es vor dem Bauch auch mitbekommt.
  • Beim Tragen darauf achten, das die Trage nicht zu groß ist also wirklich im Nacken aufhört bei einem größeren Kind und die Sicht durch die Träger nicht immens eingeschränkt ist. Manchmal ist es auch gut, einen Arm draußen zu haben, wenn dein Kind den Kopf halten kann. Generell ist es im Tragetuch so, das der Kopf sobald das Baby ihn halten kann, auch mehr über den Nacken stabilisiert ist. Dies klappt in Tragehilfen manchmal auch, indem man mit der Höhe der Hüftgurte spielt.
  • Dem Kind etwas in die Hand geben. Wir vergessen manchmal das es auch etwas anfassen möchte, weil es rundherum soviel spannendes gibt. Du findest sicher etwas, was gut ist, um es mal kurz unter deiner Aufsicht zu erforschen. Das habe ich auch gerne beim Einkaufen gemacht.

So ich hoffe das hilft Dir etwas, ansonsten lass eine Trageberatung drauf schauen und rede mit ihr über Alternativen und Ideen, die dir den Alltag erleichtern.

Viel Freude beim Tragen

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