Tragen von Kleinkindern

Wir reden soviel über das Tragen von Babys, aber auch Kinder über ein Jahr laufen noch nicht so viel und brauchen, um die Welt zu entdecken auch viel Nähe. Welche Möglichkeiten ihr dazu habt und was praktisch ist, erkläre ich Euch gleich.

Beim Tragen von Kleinkindern spielt das Gewicht des Kindes eine sehr große Rolle, dazu die Größe des Kindes und dies immer in Relation zu unserer Größe beim Tragen.

Das Tragen vor dem Bauch ist meist nur noch eingeschränkt möglich, da das Kind unser Sichtfeld einschränkt und es einfach ein Risiko beim Laufen, Treppensteigen usw. darstellt. Außerdem ist es für unseren Körper eine sehr unphysiologische Haltung. Wir kippen die Schultern nach vorne, gehen ins Hohlkreuz oder versuchen irgendwie das Gewicht auszugleichen mit Ausgleichshaltungen. Dies verursacht auf Dauer Rückenschmerzen, Verspannungen im Nacken und den Schulterblättern.

Eine einfach Möglichkeit dein Kind zu tragen ist der Ringsling. Ja genau auf der Seite kann ich zusammen mit ihm die Welt entdecken. Es will herunter und wieder hoch. Manchmal in Kombination mit anderen Möglichkeiten für den Transport eine tolle Kombination. Das könnte z.B. der Kinderwagen oder Buggy für den Mittagsschlaf sein oder das Lastenrad für die größeren Ausflüge. Den ringsling habe ich einfach immer und überall mit dabei.

Ringsling auf der Hüfte im Yaro Limited by Madame Jordan – Sparkling Nature Linen

Ansonsten ist ein gute Platz auf dem Rücken. Hoch auf dem Rücken über deine Schulter schauend, könnt ihr die Welt zusammen entdecken. Der vorbeifahrende Zug oder die Schmetterlinge im Park. Erklär deinem Kind die Welt und zeige Sie ihm.

Dafür eignen sich z.B. Onbuhimos. Diese haben keine Hüftgurt und sind wie der Ringsling klein udn leicht in der Tasche. Eher für kürzere Strecken geeignet, aber haben eine gleichmäßige Verteilung des Gewichtes auf den oberen Rücken und den Schultern. Richtig eingestellt, schaut dein Kind über deine Schulter und ich kann es überall einfach und leicht anlegen.

Onbuhimo Tragehilfe auf dem Rücken aus einem Didymos Tragetuch

Ein Fullbuckle also eine Tragehilfe mit Schnallen am Hüftgurt und den Trägern eignet sich auch oft sehr gut zum hohen Rückentragen, da dort das Gewicht noch zusätzlich auf dem Hüftgurt ruht. Dadurch kannst Du das Kind viel länger und entspannter tragen.

Fullbuckle Mr X auf dem Rücken aus einem Tragetuch von Artipoppe im Design Leopard

Genauso entspannt ist es oft in Tragen zum Binden, die einen Hüftgurt mit Schnalle haben. Diese nennt man Halfbuckle und die Träger können gepolstert sein oder wie ein Tragetuch breit gefächert. Beim Rückentragen ist oft eine Polsterung gut, aber die kann man auch nachträglich über Schulterpolster integrieren. Der Vorteil bei breiten Träger wie ein Tragetuch sind die Menge an unterschiedlichen Bindeweisen, wodurch Du das Gewicht deines Kindes auch unterschiedlich verteilen kannst. Das wird umso wichtiger, umso schwerer dein Kind wird. Bei den gepolsterten ist hingegen weniger Stoff und gerade bei Kindern, die oft hoch und wieder runter wollen, ist dies von Vorteil. Egal für welche träger Du dich entscheidest, das wichtigste ist das Du die Kraft hast, die Spannung zu halten, um dein Kind straff und gut an deinen Körper zu binden.

Das schöne an Kleinkindern ist das sie selber ihre Vorlieben entwickeln und selber anfangen zu entscheiden, wie sie getragen werden wollen. Ich habe diese Zeit geliebt, aber auch gehasst. Geliebt, weil ich es toll fand, wie es eigenständig wird und selber Entscheidungen trifft und gehasst eigentlich aus den gleichen Gründen, denn das Kind wird groß und entscheidet mit. Da waren dann auch oft Verhandlungen und Kompromisse nötig. Aber dieses zusammen ist ein großer teil vom Tragen und der Beziehung zueinander.

Aber das wichtigste beim Tragen von Kleinkindern sind, das Du auf dich selber achtest. Tragen darf nicht wehtun, denn das bedeutet, das deine Muskulatur mit dem Gewicht deines Kindes nicht mithalten kann. Also dafür gibt es mehrere Lösungen:

  • Eine andere Binde- oder Trageweise für das Tragen auf der Hüfte oder das Rückentragen zusätzlich zum Tragen vor dem Bauch einführen.
  • Eine andere Tragehilfe, die dir eine andere und auch bessere Gewichtsverteilung ermöglicht. Besonders ist dabei auf einen guten Hüftgurt zu achten. Die Tragehilfe sollte im Rückenteil lang genug sein und in der Breite des Rückenteiles also im Steg von Kniekehle bis Kniekehle deines Kindes gehen. Eine Tragehilfe die zu klein ist für dein Kind verursacht auch Schmerzen. Dies kann aber auch sein, wenn die Tragehilfe noch zu groß ist.
  • Ein Zusatz zu deiner Tragehilfe, die sie bequemer macht. Das können externe Polster für die Schultern oder eine Lordosenstütze sein.
  • Einen Kinderwagen, Buggy, Lastenrad oder ähnliches zusätzlich zur Tragehilfe einzuführen. Der Schmerz ist manchmal auch ein Hinweis unseres Körpers, der sagt bis hierher und nicht weiter. Dies sollte liebevoll und in Kooperation mit dem Kind erfolgen.
  • Kurze Strecken auf dem Arm oder der Hüfte vermeiden, da wir dort extrem in Ausgleichshaltungen gehen, die wir dann beim Tragen merken. Einfach für kleine Strecken einen Ringsling oder einen Onbuhimo nutzen.

Ein Gewicht von ca. 17-20kg sollte das Maximale sein, was Du trägst oder dauerhaft noch trägst. Versuche das Tragen ab einem bestimmten Gewicht zu reduzieren, um deinen Körper also auch deinen Beckenboden zu schützen. Achte bei einem hohen Gewicht genau auf deinen Körper und seine Signale.

Falls Du Fragen hast oder eine neue Trage suchst, ist eine Trageberatung genau das richtige. Die richtige Tragehilfe für Euch zu finden, kann sehr schwierig sein, wenn man sich alleine auf die Suche macht. Eine Trageberaterin hört dir genau zu, sieht Dich und dein Kleinkind und hat meist eine Handvoll Ideen, was ich Spaß machen könnte.

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